Seit Beginn der 80er Jahre erlebte die Biografieforschung im Zuge einer erstarkenden qualitativen Sozialforschung einen neuen Aufschwung und entwickelte sich zu einem anerkannten Forschungsansatz in den Sozialwissenschaften, mit dem Ziel, die einzelnen, eher unauffälligen, aber als sehr wertvoll erachteten Lebensläufe, einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Die Lebenswelt und der Alltag des Menschen rückten wieder in den Mittelpunkt der Betrachtung.

Die Biografie (griechisch βιογραφία, βíος- das Leben und γραφή -die Schrift) ist die literarische oder wissenschaftliche Darstellung der Lebensgeschichte eines Menschen mit dem Ziel, die individuelle Gesamtheit dieser Person unter Berücksichtigung der biografischen Daten und der äußeren Lebensumstände und Erlebnisse wiederzugeben. Faktoren, die hierbei zueinander in Beziehung gesetzt werden, sind zum einen die sozialen, ökonomischen und historischen Bedingungen, sowie die individuelle, psychische Entwicklung. Ziel einer Biografie ist es demnach, das Leben eines Menschen vor dem Hintergrund wechselnder Lebensumstände zu begreifen, und das damit verbundene Handeln verstehen zu lernen.

Bereits die Schrifttafeln und Inschriften der alten Kulturvölker (Ägypten, Babylonien) enthalten biografische Elemente, doch als eigenständige literarische Gattung entstand die Biografie in der Antike, so z.B. die Bioi paralleloi (Parallelbiografien) von Plutarch. Zu den bedeutendsten Biografien der Antike gehören zweifelsohne auch die der Feldherren und Regenten Alexander der Große und Julius Caesar, sowie des Redners Marcus Tullius Cicero.

Nachdem im Mittelalter vorwiegend an Legenden anmutende Heiligenbiografien (Hagiografien) ihre Verbreitung gefunden hatten, entstanden im England des 17. und 18. Jahrhunderts zahlreiche Biografien, die wegweisend für diese Literaturform werden sollten. Bis in das 20. Jahrhundert hinein entwickelten sich verschiedene Biografieformen, nicht zuletzt inspiriert durch Sigmund Freud und dem dadurch entstandenen Interesse an der Erforschung psychologischer Zusammenhänge.